Solardachziegel: eine sinnvolle Alternative zu Solarmodulen?

Die eigene Solaranlage ist von Deutschlands Dächern kaum noch wegzudenken. Immer mehr Hauseigentümer entscheiden sich dafür, Teil der Energiewende mit all ihren Vorteilen zu werden: z. B. Senkung der eigenen Stromkosten um bis zu 80 % und Autarkie im Falle eines Stromausfalls. Und: die meisten haben sicher schon von dem Gesetzesvorhaben gehört – künftig könnte es sogar eine „Solardachpflicht“ in der EU geben. Besonders bei Neubauten stellt sich aktuell dadurch die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, anstatt einer Aufdach-PV-Anlage gleich eine integrierte Anlage zu projektieren.

Der ganz große Vorteil dieser Lösung ist, dass die PV-Anlage nicht mehr sichtbar ist und ein selbstverständlicher Teil des Gebäudes wird. Aus ästhetischer Sicht ganz großes Kino im Vergleich zur konventionellen Bauweise. Wir wollen im Folgenden beleuchten, ob das aktuelle Solardachziegel-Angebot mit herkömmlichen PV-Anlagen in Sachen Wirtschaftlichkeit, Kosten, Flexibilität und Langlebigkeit mithalten kann.

Wirtschaftlichkeit

Solardachziegel sind in der Regel kleiner als Solarmodule. Es müssen also erst mehrere Ziegel in Reihe geschaltet werden, bis eine direkt vergleichbare Fläche entsteht. Rechnet man die Leistung beider Varianten auf den Quadratmeter um, verliert der Solardachziegel das Rennen – wenn auch nur knapp. In der Praxis fällt dies aber nur kaum ins Gewicht und wenn es rein um die Watt-Leistung geht, gibt es keinen klaren Sieger. Anders sieht es z. B. bei relevanten Parametern wie der Hitzeentwicklung aus. Aufdachanlagen werden durch den Abstand zum Ziegeldach langsamer heiß, was in Sachen Ertrag je nach Sonneneinstrahlung über das Jahr gerechnet evtl. ein Vorteil sein kann.

Fehleranfälligkeit und Garantie

Mehr Ziegel erfordern auch viele Steckverbindungen – auch wenn diese inzwischen hochwertig produziert werden gilt: je weniger, desto zuverlässiger. Schließlich soll eine PV-Anlage zwischen 20 und 30 Jahre wartungsarm günstigen Strom bei Wind und Wetter produzieren. Der Austausch eines einzelnen Solardachziegels gestaltet sich einfach, viel schwieriger ist da schon die Suche nach einem defekten Modul, es gibt schlichtweg viel mehr Möglichkeiten. Die Materialien der Ziegel selbst (Keramik, Kunststoff, Schiefer) sind inzwischen sehr zuverlässig und trotzen selbst widrigsten Bedingungen und Temperaturunterschieden. Negativ fällt dabei im Vergleich zu Solarmodulen die relativ kurze Garantiezeit auf. Es gibt eigentlich keinen Grund, warum die Hersteller in diesem Punkt noch knausern sollten. Durch die Verwendung von extra gehärtetem Glas sind die Ziegel den Modulen in Sachen Hagelresistenz um eine ganze Klasse überlegen. In hagelkritischen Regionen Deutschlands könnte dies auch ein Entscheidungskriterium pro Solar-Ziegel sein.

Kosten der Solardachziegel

Ein Kostenvergleich ist müßig, denn die Aufdachanlage wurde für bestehende Dächer entwickelt und der Solardachziegel für den Neubau. Eine Nachrüstung rechnet sich nicht, hier ist die Ziegellösung exorbitant teurer als die Modullösung. Lediglich bei Bauten, die unter Denkmalschutz stehen und besondere Anforderung an die Ästhetik haben, könnten die Mehrkosten gerechtfertigt sein. Geht es um einen Neubau, dann schlägt das stylische Solardach inklusive Neidpotenzial mit etwa 15 % Mehrkosten zu Buche. Diese Bauweise bringt zusätzlich einen veritablen Gewichtsvorteil mit sich, der die Statik des Hauses an anderer Stelle auf der Kostenseite entlasten könnte. Dies zu berechnen obliegt dem erfahrenen Architekten.

Nachhaltigkeit

Selbst wenn man die Kosten außen vor und Geld keine Rolle spielt: der Austausch eines bestehenden, echten Ziegeldachs gegen die moderne Variante ist in Sachen Nachhaltigkeit – Sie ahnen es schon – keine denkbare Option. Die graue Energie, die bereits im ausgesprochen langlebigen Naturprodukt Ziegel steckt, steht im krassen Gegensatz zu dem Aufwand eines Austauschs. Ökologisch gesehen ist die Aufdach-Variante hier klar die bessere Lösung.

Fazit

Wirklich lohnen würde sich die Anschaffung von Solardachziegeln nur aus ästhetischer Sicht und hier vor allem für Neubauten oder denkmalgeschützte Gebäude, wo das Gesamtbild nicht gefährdet werden darf und eine Solaranlage sich als unsichtbares Element der Charakteristik des Gebäudes unterordnen muss.

In Sachen Leistung und Ertrag stehen sie jedoch den herkömmlichen PV-Anlagen fast gleich, was allen, die sich eine PV-Anlage aus Gründen der Wirtschaftlichkeit anschaffen möchten, die Entscheidung erleichtern sollte.

Alle Bilder im Artikel: Mit freundlicher Genehmigung von Tesla, Inc.