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BIDIREKTIONALES LADENELEKTROMOBILITäT
Die Elektromobilität hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht und etabliert sich inzwischen als nachhaltige Alternative zum konventionellen Verbrennungsmotor. Während Elektroautos hauptsächlich als Fahrzeuge betrachtet werden, die Energie aus dem Stromnetz beziehen, hat das bidirektionale Laden das Potenzial, die Rolle von Elektrofahrzeugen in der Welt der Energieversorgung zu revolutionieren. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit dem Konzept des bidirektionalen Ladens befassen, seine Auswirkungen auf die Energieversorgung, das Stromnetz und den Alltag der Verbraucher untersuchen sowie das Potenzial für die Zukunft beleuchten.
Das bidirektionale Laden ermöglicht es Elektrofahrzeugen nicht nur, Energie aus dem Stromnetz zu beziehen, sondern auch überschüssige Energie zurück ins Netz zu speisen. Technisch betrachtet verwandeln sich Elektrofahrzeuge so in mobile Energiespeicher, die beispielsweise in der Lage sind, Energie in das Netz abzugeben, wenn die Nachfrage hoch ist, und sie aufzuladen, wenn die Nachfrage niedrig ist. Das bidirektionale Laden erfordert spezielle Ladestationen und Fahrzeuge, die mit der entsprechenden Hard- und Software ausgestattet sind. Die bidirektionale Ladetechnologie ermöglicht die Kommunikation zwischen dem Elektrofahrzeug und der Ladestation, um den Energiefluss sowohl in Richtung des Fahrzeugs als auch zurück ins Netz zu steuern. Dies geschieht über ein intelligentes Energiemanagementsystem, das die Energieflüsse optimiert und die Anforderungen des Stromnetzes berücksichtigt.
Das bidirektionale Laden bietet eine Reihe von Vorteilen für die Energieversorgung und das Stromnetz:
a. Lastmanagement: Durch die Nutzung der Energiespeicherkapazität von Elektrofahrzeugen kann das bidirektionale Laden helfen, das Lastmanagement im Stromnetz zu optimieren. In Zeiten hoher Nachfrage kann überschüssige Energie aus den Elektrofahrzeugen genutzt werden, um das Netz zu entlasten.
b. Integration erneuerbarer Energien: Die Integration erneuerbarer Energien, wie Solar- und Windenergie, ins Stromnetz kann durch das bidirektionale Laden verbessert werden. Elektrofahrzeuge können überschüssige Energie aufnehmen, wenn die erneuerbaren Energiequellen viel Strom erzeugen, und diese Energie dann bei Bedarf zurück ins Netz speisen.
c. Energiesicherheit: Das bidirektionale Laden ermöglicht es Elektrofahrzeugbesitzern, unabhängiger von der Stromversorgung zu sein. Bei Stromausfällen oder Engpässen können Elektrofahrzeuge ihre gespeicherte Energie nutzen, um Haushalte oder sogar ganze Gemeinden mit Strom zu versorgen.
d. Kostenersparnis: Durch das bidirektionale Laden können Elektrofahrzeugbesitzer ihre Stromrechnungen senken, indem sie überschüssige Energie zu Zeiten niedriger Strompreise speichern und bei teuren Spitzenlastzeiten ins Netz zurückspeisen. Dies ermöglicht es den Verbrauchern, von günstigeren Tarifen zu profitieren und ihre Energiekosten insgesamt zu senken.
e. Netzausgleich: Das bidirektionale Laden kann dazu beitragen, Ungleichgewichte im Stromnetz auszugleichen. Wenn beispielsweise die Nachfrage das Angebot übersteigt, können Elektrofahrzeuge ihre gespeicherte Energie ins Netz abgeben, um den Bedarf zu decken und das Netz stabil zu halten.
Das bidirektionale Laden eröffnet verschiedene Anwendungsmöglichkeiten und Szenarien:
a. V2G (Vehicle-to-Grid): Diese Anwendung ermöglicht es Elektrofahrzeugen, als flexible Energiequellen zu fungieren und aktiv am Energiemarkt teilzunehmen. Elektrofahrzeuge können überschüssige Energie in das Netz abgeben und dafür entlohnt werden. Dies kann ein zusätzliches Einkommen für Elektrofahrzeugbesitzer generieren.
b. V2H (Vehicle-to-Home): Mit V2H können Elektrofahrzeuge als Energiespeicher für das eigene Zuhause dienen. Bei Stromausfällen oder bei Bedarf können Elektrofahrzeuge ihre gespeicherte Energie nutzen, um das Haus mit Strom zu versorgen. Dies bietet eine Notstromversorgung und erhöht die Energiesicherheit.
c. V2B (Vehicle-to-Business): Unternehmen können Elektrofahrzeuge als Energiespeicher nutzen, um ihre Energiekosten zu senken und das Lastmanagement zu optimieren. Elektrofahrzeuge können überschüssige Energie zurück ins Netz speisen oder bei Bedarf das Unternehmen mit Strom versorgen.
d. V2I (Vehicle-to-Infrastructure): Bei V2I geht es um die Integration von Elektrofahrzeugen in das städtische Infrastruktursystem. Elektrofahrzeuge können beispielsweise als temporäre Stromquelle für Straßenlaternen oder andere öffentliche Einrichtungen dienen.
Obwohl das bidirektionale Laden viele Vorteile bietet, gibt es noch Herausforderungen, die überwunden werden müssen. Dazu gehören die Entwicklung einheitlicher Standards, die Sicherstellung der Netzstabilität, Datenschutz und Cybersicherheit sowie die Schaffung eines attraktiven wirtschaftlichen Rahmens für die Teilnahme am Energiemarkt.
Grundsätzlich birgt das Thema bidirektionales Laden ungeahntes Potenzial und könnte ein „Next Big Thing“ werden. Der Stromhunger von Industrienationen wird zweifellos weiter wachsen, schon allein die Elektrifizierung der Schlüsselbereiche Heizung und Auto wird die Bedarfe vervielfachen. Weitere Erzeugungskapazitäten aufzubauen – selbstredend ohne fossile Brennstoffe – wird nicht ausreichen, um diese enormen Mengen abzudecken. Außerdem, und das ist in den Augen der PEC das schlagende Argument pro Bi-Laden, ist ein maximaler Ausbau der Stromnetze extrem kostenintensiv. Im Gegensatz dazu wäre eine „nationale Batteriereserve“ in Form einer möglichst großen E-Auto-Flotte geradezu ein Schnäppchen.
Man stelle sich dieses „atmende Stromnetz“ und seine Möglichkeiten einmal bildlich vor. Ein durchschnittliches Elektroauto hat heute eine Batteriekapazität von ca. 45 kWh. Aktuell (Stand Mai 2023) befinden sich ca. eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen. Schon jetzt, in diesem jungen Stadium der neuen Technologie, könnten die Energieversorger auf ein immenses Speicherpotenzial zurückgreifen.
Natürlich bleibt es dem Einzelnen vorbehalten, seine Batterie im individuellen Rahmen bidirektional nutzbar zu machen. Mit Hilfe von intelligenter Software oder KI bleibt immer genügend Kapazität für den Eigenbedarf im Speicher. Niemand muss Angst davor haben, dass die Ladestandsanzeige im eigenen E-Auto auf Null steht, wenn der Wocheneinkauf am Samstag ansteht.
Der erste Hebel, der jetzt umgelegt werden muss, ist die Schaffung einer fundierten gesetzlichen Grundlage, um die technische Entwicklung bestmöglich zu fördern. Die Industrie hat das Potenzial erkannt und steht in den Startlöchern. Leider hat die Politik aber gerade in letzter Zeit viel Vertrauen verspielt und so agieren die Konzerne noch ein wenig verhalten – Stichwort: Investitionssicherheit. Um nicht erneut gegenüber dem Ausland in Sachen Rahmenbedingungen ins Hintertreffen zu geraten, bedarf es einem parteiübergreifenden Schulterschluss pro Deutschland. Was passiert, wenn zu unentschlossen gehandelt wird, haben wir bei der Produktion von Solarmodulen beispielhaft gesehen. China steht hier inzwischen fast uneinholbar in der globalen Pole-Position.
Beim Einbau einer Solaranlage empfehlen die PEC-Experten schon heute, in die neueste Generation der Technik zu investieren und vor allem bedarfsgerecht zu dimensionieren. Wenn in der Garage eine 70 kWh-Batterie von BMW, Mercedes, Audi, etc. zur Verfügung steht, dann kann im Keller der Speicher entsprechend skaliert werden – das spart nicht nur massiv Kosten, sondern auch Platz.
Im Moment sind z. B. Wallboxen, die bidirektionales Laden unterstützen, zwar noch deutlich teurer als ihre „dümmeren“ Pendants, die nur eine Stromflussrichtung beherrschen, aber ein Tausch in der Zukunft würde ein noch größeres Loch ins Budget reißen – soviel steht heute schon fest. Die Mehrkosten entstehen durch zusätzlich benötigte Komponenten, die Gleichstrom (Batterie) in haushaltsüblichen Wechselstrom zurückwandeln.
Bidirektionales Laden birgt nicht nur für den Einzelnen sondern auch gesamtwirtschaftlich betrachtet ein enormes Potenzial. Umweltbewusste beziehen diese Technologie schon heute in ihre Entscheidungen mit ein und investieren in eine intelligente und vor allem nachhaltige Zukunft.
Verfasst von: Nila Korolevych am 25. Juli 2023